Editorial von Kai Ostermann, Präsident des BDL

Leasing als Investitionsmotor unverzichtbar für den Neustart der Wirtschaft

Die Investitionsform Leasing ist attraktiver denn je. Im zurückliegenden Jahr 2019 realisierte die Leasing-Wirtschaft für ihre Kunden Investitionen in Immobilien, Fahrzeuge, Maschinen, Produktionsanlagen, IT-Ausstattung und andere Ausrüstungsgüter in Höhe von rund 75 Milliarden Euro. Das Neugeschäft wuchs um 9 Prozent und damit deutlich stärker als die deutsche Wirtschaft. Einen weiteren Rekord erzielte die Branche mit einem Leasing-Anteil von 53,5 Prozent an den außenfinanzierten Anlageinvestitionen – das ist die höchste Quote in der Leasing-Geschichte.

Gerade KMU nutzen Leasing intensiv. Dies belegen auch die jüngsten Ergebnisse der repräsentativen Studie des Marktforschungsinstituts Kantar im Auftrag des BDL. Danach ziehen 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland Leasing regelmäßig in Betracht, wenn sie in Betriebsmittel investieren wollen – vor fünf Jahren waren es noch 65 Prozent. Insbesondere der Anteil der leasingaffinen Firmen mit bis zu 50 Beschäftigten wuchs überproportional. 

Verstärkt realisieren Unternehmen mittels Leasing Investitionen in Verbindung mit den Megathemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Laut Marktstudie ist Leasing die am häufigsten gewählte Finanzierungsform für Investitionen in umweltfreundlichere Technik. Bei Digitalisierungsprojekten folgt Leasing gleich nach dem Cashflow, der neben Gütern zusätzlich Forschungs- oder Personalkosten finanziert.

Leasing-Grundidee trifft den Zeitgeist

Die Grundidee des Leasing „Nutzung statt Eigentum“ ist fast 60 Jahre nach Etablierung der Branche in Deutschland modern wie nie: Als ausschlaggebendes Motiv für Leasing nennen die Unternehmenslenker die Möglichkeit, gebrauchte Wirtschaftsgüter nach der Nutzung zurückgeben zu können. Als weitere entscheidende Argumente folgen: Kostenplanung und -transparenz sowie Liquiditätsschonung. Diese Aspekte gewinnen für viele Unternehmen in der aktuellen Situation an Bedeutung. Unsere Erfahrung zeigt, dass in unsicheren Zeiten und bei Liquiditätsengpässen Unternehmen verstärkt auf Leasing zurückgreifen.

Leasing als Treiber beim Wiederhochfahren der Wirtschaft

Viele Unternehmen mussten sich während der Krise verschulden. Wenn sie jetzt ihr Geschäft wieder hochfahren wollen, brauchen sie ein gutes Fundament für ihre Investitionen. Den Leasing-Gesellschaften kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu. Denn Leasing als essentieller Bestandteil des Finanzierungsmix schont die Liquidität und ermöglicht durch spezielle Konzepte wie Pay-as-you-earn, dass sich z. B. eine neue Anlage oder Maschine aus ihren Nutzungserträgen finanziert. Zudem können durch Sale-and-lease-back stille Reserven in Anlagen, Maschinen, Fahrzeugen oder Immobilien aktiviert werden und Liquidität bringen – was Unternehmen derzeit verstärkt nutzen.

Wichtige Investitionsanreize im Konjunkturpaket

Auf der Nachfrageseite wird sich 2020 die durch die Covid-19-Pandemie stark eingetrübte Investitionsstimmung bemerkbar machen. Viele Unternehmen haben ihre Investitionspläne auf Eis gelegt oder sogar gestrichen. Ökonomen rechnen mit einem Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen für das laufende Jahr um rund 20 Prozent. Doch ohne private Investitionen kann ein Neustart der Wirtschaft nicht gelingen. Die Bundesregierung hat mit dem Konjunkturpaket wichtige Investitionsanreize gesetzt. So wurde die degressive Abschreibung bis Ende 2021 wieder eingeführt. Wir begrüßen diese Entscheidung als richtigen Schritt, für den sich der BDL bereits seit langem stark gemacht hat. Jedoch hätten wir uns eine unbefristete Wiedereinführung gewünscht. Darüber hinaus müssen zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts die steuerlichen Belastungen für Unternehmen gesenkt werden. Deutschland ist im europäischen Vergleich immer noch ein Hochsteuerland. Wir brauchen jedoch international wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern.

Enger Austausch mit der Aufsicht

Damit die Leasing-Wirtschaft ihrer Rolle als Investitionsmotor nachkommen kann, benötigt auch sie verlässliche und fördernde Rahmenbedingungen. Regulierungspflichten und -anforderungen, die ursprünglich für internationale Banken konzipiert wurden, bremsen unsere mittelständische Branche nach wie vor aus. Leasing-Unternehmen sind keine Banken, sondern ein Bindeglied zwischen Finanz- und Realwirtschaft. Daher gilt es, die Besonderheiten der Branche und des Leasing-Geschäfts mit Proportionalität und mehr Differenzierung angemessen zu berücksichtigen. Wir begrüßen daher alle Regulierungsinitiativen auf nationaler und auf europäischer Ebene, die eine Weiterentwicklung in eben diese Richtung unterstützen. Gerade hier ist ein laufender und enger Austausch mit der Aufsicht von Vorteil, um zugleich die Stabilität des Finanzsystems zu sichern und die Leasing-Branche bürokratisch zu entlasten.

Starke Partnerschaft

Die Stärkung der Leasing-Branche durch Entlastungen käme der gesamten Wirtschaft zugute. Denn gerade in unsicheren Zeiten suchen Unternehmen einen verlässlichen, starken Partner an ihrer Seite. Zwei von drei Kunden schätzen insbesondere die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ihrer Leasing-Gesellschaft – dies ist ebenfalls ein Ergebnis der aktuellen Marktstudie.


Kai Ostermann, Präsident
Berlin, im September 2020

Gastkommentar von Markus Ferber, Koordinator der Fraktion der Europäischen Volkspartei im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments